Publikationsliste: 12. Atompolitik

Ich stelle diesen Bereich heraus, weil sich lebensgeschichtlich mit ihm mehr verbindet, als die Schriften erkennen lassen. In der Atompolitik bin ich seit Ende der 70er Jahre viel engagiert gewesen. Mit Daniel 1980 erstmals in einem sommerlichen Anti-Gorleben Camp im Wendland (allerdings als Ferienaufenthalt), Mitte der 80er Jahren bei Aktionen des zivilen Ungehorsams im Wendland (Straßenblockaden etc.), Platzbesetzung mit Hüttendorf und Demos gegen die dann abgeblasene WAA bei Wackersdorf (in Bayern Ostern 1986 deshalb in zweitägiger Vorbeugehaft). Ab 1997 beteilige ich mich regelmäßig an den Widerstandsaktionen gegen die CASTOR-Transporte nach Gorleben, mit Sitzblockaden, nächtlichem Ausharren etc. Nur 2 dieser Transporte habe ich bis 2011 „versäumt“.

Die fünf Kommune-Artikel von 1999-2001 sind Essays, die aus dem atompolitischen Engagement entstanden sind. (Es gibt weitere in Zeitschriften der Grünen) Am damaligen Konflikt innerhalb der Grünen war ich aktiv beteiligt, habe Anträge zu Bundes-Parteitagen geschrieben und vertreten, die sich gegen den von der rot/grünen Regierung geschlossenen Atomkonsens richteten. Vor allem habe ich den Widerstand der vielen Grünen mit koordiniert, die mit diesem „Konsens“ nicht einverstanden waren. Dieser Widerstand war zeitweise sehr stark, auf Bundeskongressen konnten wir gegen eine fast geschlossene Front der Parteiprominenz bei den zwei entscheidenden Abstimmungen jeweils ein Drittel der Delegierten für uns gewinnen. Wir nannten uns in Anspielung auf die historische APO, AtPO, „atompolitische Opposition bei den Grünen“.

Die politische Hauptkritik am Atom“konsens“ war, dass alle atomkritischen Verbände und die Gesellschaft insgesamt völlig außen vor gehalten wurden und dass ausschließlich ein Arrangement zwischen Regierung und Atomkonzernen stattfand. Inhaltlich kritisierte ich die zu langen gewährten Laufzeiten, vor allem aber, dass in allen anderen Punkten zugunsten der Atomkonzerne entschieden worden war. Besonders kritikwürdig war der „Sicherheitsrabatt“: verzichtet wurde auf eine Verschärfung der sicherheitstechnischen Auflagen, auf Anordnungen zur entsprechenden Nachrüstung von Atommeilern, auf die Erhebung einer Kernbrennstoffsteuer oder die Einrichtung eines öffentlich-rechtlichen Fonds, in den die Betreiber für die zukünftigen Entsorgungsaufgaben einzahlen, und nicht – wie mit den privat verwalteten Fonds möglich – diese Rücklagen steuerbegünstigt für ihre gegenwärtige Unternehmenspolitik einzusetzen. Auch wurden die Zwischenlager, die an den AKW-Standorten entstanden, in einer Art Billigversion durch das Umweltministerium genehmigt. Die Laufzeitbeschränkung – so unsere Kritik – gab den Konzernen hauptsächlich eine Atempause und Ruhe vor staatlichen Zumutungen. Sie konnten darauf warten und setzen, unter einer anderen Koalition diese Beschränkungen wieder zu streichen. Sie haben das mit der CDU/FDP-Koalition ab 2009 umgehend ernsthaft betrieben und im Herbst 2010 auch mit einer durchschnittlichen Laufzeitverlängerung von 12 Jahren erreicht. Allerdings: Die Fukushima-Katastrophe mit ihren fürchterlichen Ausmaßen und noch nicht absehbaren Folgen hat dem in Deutschland 2011 vorläufig einen Strich durch die Rechnung gemacht… .
Die Artikel in der Kommune:

Aussteigen oder Aussitzen? 1/99

Highnoon oder Fata Morgana, 4/00

Bestandssicherung der Atomkraft oder Ausstieg? 7/00

Warum stellen sich Grüne bei den Atomtransporten quer? 3/01

Wie „demokratisch“ ist der Atomkonsens? 6/01


 

Vom Restrisiko zum Alptraum. Zum Umgang mit möglichem Nuklearterror. Leviathan, 9/2005

Zur Vorgeschichte dieses Artikels: Nach den Terroranschlägen vom 11.9. 2001 gab es zumindest in Deutschland eine Debatte über mögliche Gefährdungen von Nuklearanlagen. An ihr habe ich mich über die BAG Energie rege beteiligt. So haben wir die sofortige Schließung aller der AKWs gefordert, die nicht einmal gegen den gezielten Aufprall von Militärflugzeugen geschützt sind. Die Regierung, in Verantwortung von Jürgen Trittin und dem Umweltstaatssekretär Reiner Baake, hat jedoch alles unterlassen – um den Atom“konsens“ nicht zu gefährden. Sie haben sogar zugelassen, dass die damals geplanten Zwischenlager für hochradioaktive Abfälle ( die mindestens ein halbes Jahrhundert oberirdisch lagern) unterhalb möglicher Sicherheitsstandards errichtet werden konnten. Ich war an vielen Diskussionen und Aktionen wegen Nuklearterror beteiligt. Z.B. demonstrierten wir, von den Medien leider ignoriert, wie per Schiff und Raketenangriff das AKW Philippsburg zum bersten gebracht werden kann (die Idee dazu hatte mein damaliger Grüner Weggefährte Ralf Henze).

Aus diesen Zusammenhängen und Erfahrungen ist die vorliegende Schrift entstanden. Sie schildert die schrittweise Verdrängung der Gefahr von Nuklearterror im Fachgremium für Reaktorsicherheit, in der Regierungspolitik und den Medien und verbindet das mit soziologischen Überlegungen zur selektiven Unaufmerksamkeit gegenüber Großrisiken. Mein Gegen-Plädoyer: „Wenn sich eine Gesellschaft auf das Großrisiko einer gefahrvollen Technologie einlässt, sollte sie vorab den Fall eines SuperGAU hypothetisch annehmen.“

Nuklearterror und der Umgang mit Großrisiken, In: „Atomkraft – ein Risiko? Analysen und Konsequenzen nach Tschernobyl“, herausgegeben von Lutz Metz, Lars Gerhold und Gerhard de Haan, 2010

Diese Schrift deckt sich in den Kernaussagen mit der vorherigen, allerdings ergänzt um eine Darlegung, dass und warum ich Wahrscheinlichkeitsberechnungen vorab zu nuklearen Unfällen für gelehrte Scharlatanerie halte. Ich habe das als Vortrag in einer Tschernobyl-Reihe der FU im

Januar 2006 gehalten. Der entsprechende Reader erschien allerdings erst 3 ½ Jahre später und verfehlte so seine unmittelbare Wirkung.

European Nuclear Economy – A Survey. 2006, unveröffentlicht.

Die japanische Gewerkschaft Gensuikin führt anlässlich der Jahrestage der Atombombenangriffe auf Hiroshima- und Nagasaki eigene Gedenkveranstaltungen (mit Tausenden von Teilnehmern) und Arbeitskonferenzen (mit Hunderten von Teilnehmern) durch. Seit dem Engagement von Petra Kelly gab es dort regelmäßig eine Beteiligung deutscher Grüner, die jedoch Ende der 90er „einschlief“. Als BAG-Sprecher habe ich das 2006 wieder aufgenommen und zwei Vorträge (Englisch, mit Übersetzerin in das Japanische) dieser hier in Hiroshima, der unten erwähnte in Nagasaki. Während des einwöchigen Aufenthalts habe ich mit japanischen, meist jüngeren Kollegen, viel über die Gefährdung Japans durch Atomkraftnutzung gesprochen. Im Vordergrund standen dabei das (aufgegebene?) Vorhaben einer Wiederaufbereitungsanlage (Rokkasho) ganz im Norden und die hohen Risiken durch Erdbeben… .

The Global Nuclear Energy Partnership –A non convincing offer, 2006, unveröffentlicht

Der oben erwähnte Vortrag in Nagasaki. Thema ist die Initiative der Bush-Regierung für eine internationale Zusammenarbeit in der Atomkraftnutzung.


Beiträge:

1. Wissenschaftstheorie – lesen…

2. Methoden der Sozialforschung – lesen…

3. Sozialforschung in Andalusien und Artikel in spanischer Sprache – lesen…

4. Theorie der Arbeiterbewegung – lesen…

5. Schriften in den Niederlanden – lesen…

6. Soziologie und Politik der Arbeitseinwanderung – lesen…

7. Interkulturelle Erziehung – lesen…

8. Ökologie und Umweltpolitik – lesen…

9. Bosnien/Kosovo – lesen…

10. Brandenburg und Berlin – lesen…

11. Europa und „Benachbartes“ – lesen…

12. Atompolitik

13. Energie- und Klimapolitik – lesen…

14. Entgrenzte Städte – lesen…

15. Der lange Schatten des Prometheus – lesen…

16. Veröffentlichungen in der Folge des „Prometheus“ – lesen…

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