Ab September 1978 habe ich zwei Jahre lang an der Universität von Amsterdam gearbeitet. Angestellt war ich zunächst als wiss. Hauptmitarbeiter für Sozialphilosophie, an der „Centrale Interfakulteit“. Gestützt durch vorbereitendes Sprachtraining in Berlin, habe ich aus dem Stand nur auf Niederländisch unterrichtet. Von der Fakultät war ich für eine „Kroondocenten“-Stelle vorgesehen (entspricht einer C4-Professur in Deutschland), die Berufung hat der damalige rechtsliberale Wissenschaftsminister aus politischen Gründen bis zum Frühjahr 1981 verzögert. Die Stelle hatte ich anfänglich zugesagt, habe sie zwei Jahre später aber aus privaten Gründen ausgeschlagen und bin nach Berlin zurückgekehrt.
Veröffentlichungen in den Niederlanden (weitere sind im Kapitel „Soziologie der Arbeitseinwanderung“ benannt):
Sociale filosofie en empiries sociaal onderzoek. In: Krisis – tijdschrift voor filosofie, Amsterdam, Nr.1, 1980, 18 S.
Diesen Aufsatz habe ich auf eine Anfrage der genannten Zeitschrift für Philosophie in deutscher Sprache, bei nachträglicher Übersetzung, geschrieben.
Die gestellte Frage war, was man für die Sozialphilosophie aus Erfahrungen empirischer Sozialforschung lernen könne? Ich antworte dazu anhand meiner Feldstudien in Andalusien und konzentriere mich inhaltlich auf die Frage der „Neutralität“ der Forschung und die Herausbildung politischer Anpassung in Situationsdeutungen. Der Bericht ist noch lesenswert, weil er konkrete Episoden mit meiner „Forscherrolle“ in Andalusien benennt. Auch stellt er dar, wie Arbeiter in Andalusien herrschende Verhältnisse hinnehmen, sich in sie fügen, ohne sie anzuerkennen und zu akzeptieren. Ich wende mich damit auch gegen „intellektualistische“ Deutungen von Ideologie, meine These: „Angepasst und integriert werden Menschen wenig durch Ideen und viel mehr durch Handlungszwänge, Verhaltensmuster und soziale Bräuche in Arbeit und Alltag“.
Onderzoeken als meedoen. Pleidooi voor een linkse empirie. In: Krisis. Tijdschrift voor filosofie, Amsterdam, Nr.3, 1981
Diese Schrift ist eine ausführliche Darstellung von Ansätzen und dem Sinn von Aktionsforschung. Statt einer knappen Referierung möchte ich meine abschließenden Sätze in deutscher Übersetzung zitieren. Sie machen deutlich, warum ich mich in dieser Zeit, vielleicht etwas leichtfertig, von der community der Sozialwissenschaften abgesetzt habe:
„Während ich diesen Artikel abschließe, beschleicht mich ein unangenehmes Gefühl. Ich wollte ein Plädoyer schreiben, weniger argumentieren und mehr überzeugen. Ich plädiere dafür, dass professionelle Wissen geringer zu werten und mehr Aufmerksamkeit für das Wissen der Menschen zu haben, die nicht akademisch gebildet sind. Aber mein Plädoyer bedient sich traditioneller akademischer Mittel. Ich will mich von akademischen Diskussionen lösen und bewege mich doch weiterhin in ihnen. Ich agiere gegen Buchwissen, aber setze mit diesem Artikel noch eins drauf. Wer wie ich mit diesem Dilemma seine Schwierigkeiten hat, wird besser verstehen, worum es in meinem Plädoyer geht.“
Rot-op Boek. Over de eerste gefolgen van de wet buitenlandse werknemers, 1979 oder 1980.
Diese Arbeit entstand aus praktischen Aktivitäten in Amsterdam. Es gab dort einen „Wissenschaftsladen“, vom früheren Partner meiner Studentin und Mitstreiterin Trees Mom betrieben, der die Aufgabe hatte, Anfragen aus der Zivilgesellschaft an wissenschaftliche Zuarbeit zu vermitteln. Über ihn beteiligte ich mich an der „Plattform ausländischer Arbeitervereine“ und wirkte an regelmäßigen Beratungen von Arbeitern mit. Die Regierung hatte eine Verschärfung des Arbeitsrechts beschlossen, die zu massenhaften Entlassungen von Arbeitern aus Marokko und der Türkei führte, bis dahin in einer Grauzone von Il- und Legalität beschäftigt und hoch ausgebeutet. Viele Betroffene wehrten sich dagegen, mit Unterstützern, zu denen ich gehörte, in öffentliche Aktionen wie Demos und Kirchenbesetzungen. Daraus entstand das Schwarzbuch, an dem ich mitgeschrieben habe:
Over cognitive en normative rationaliteit. Proceedings van het Symposium “Internalism/Externalism Debat”, Groningen 1979, 7S.
Ein wissenschaftstheoretischer Beitrag, geschrieben für ein Symposion der Universität Groningen.
Beiträge:
1. Wissenschaftstheorie – lesen…
2. Methoden der Sozialforschung – lesen…
3. Sozialforschung in Andalusien und Artikel in spanischer Sprache – lesen…
4. Theorie der Arbeiterbewegung – lesen…
5. Schriften in den Niederlanden
6. Soziologie und Politik der Arbeitseinwanderung – lesen…
7. Interkulturelle Erziehung – lesen…
8. Ökologie und Umweltpolitik – lesen…
9. Bosnien/Kosovo – lesen…
10. Brandenburg und Berlin – lesen…
11. Europa und „Benachbartes“ – lesen…
12. Atompolitik – lesen…
13. Energie- und Klimapolitik – lesen…
14. Entgrenzte Städte – lesen…
15. Der lange Schatten des Prometheus – lesen…
16. Veröffentlichungen in der Folge des „Prometheus“ – lesen…